Anfang und Brunnenversorgung

Das alte Bergstädtchen Dringenberg wurde von dem Paderborner Fürstbischof Bern­hard V. zur Lippe in den Jahren 1318-1323 gegründet. Bei der Standortwahl für Burg und Stadt wird das Sicherheitsbedürfnis der Einwohner wesentlich mit dazu beigetragen haben, auf dem 298 m hohen Berg zu siedeln.

So wichtig für die Bewohner der Schutz der Burg und der wehrhaften Stadtmauer war, an eine bequeme Wasserversorgung dachten die Gründer nicht, wie dies bei anderen Ansiedlungen an Quellen oder Flüssen der Fall gewesen sein mag.

Den Einwohnern der Sommerresidenz der Paderborner Fürstbischöfe standen in der Gründungszeit zunächst zwei tief in den Fels getriebene Brunnen zur Verfügung. Der Burgbrunnen (1900: 41,30 m, 2005: 38,60 m tief) wurde von den Burgbewohnern ge­nutzt. Den Bürgern stand der in der Ortsmitte gelegene »Rumpelborn« (1900: 39,30 m, 2005: 30,30 m tief) zur Verfügung. Der Wasserstand im Burgbrunnen beträgt etwa 5-6 in, im »Rumpelborn« sind es rund 1,50 m. Mittels großer Kammräder wurde aus den Brunnen das Trinkwasser aus der Tiefe geholt.

In friedlichen Zeiten mögen die Vorfahren überlegt haben, eine zusätzliche Wasser­quelle zu erschließen und das Wasser auf den Berg zu führen. Dies könnte dann dazu geführt haben, dass sich die Dringenberger das Wasser vom 409 in hohen Steinberg hin­ter Kühlsen herleiteten und zwar in der Form eines artesischen Brunnens. Aktenkundig ist dies jedoch nicht, so dass man sich nur auf Vermutungen stützen kann.

Bau der Wasserkunst im Ösetal

Eine entscheidende Wende trat dann etwa um 1545 ein. Hermann von Viermunden war Landdrost zu Dringenberg und hatte sich schon vorher einen Namen in Paderborn dadurch gemacht, dass er für eine bessere Wasserversorgung der Paderstadt sorgte. Man kann davon ausgehen, dass er das gleiche Prinzip auch in Dringenberg anwandte, um den Ort mit Quellwasser zu versorgen. Im Ösetal, rund 400 m von der Burg entfernt und über 70 m tiefer gelegen, ließ er eine »Wasserkunst« erbauen, welche zu jener Zeit eine technische Meisterleistung darstellte. Ein von der Wasserkraft der Öse getriebenes oberschlächtiges Wasserrad erzeugte die Kraft, die notwendig war, das vom Steinberg herangeführte Wasser den Piepengraben hinaufzudrücken. »Piepen« ist das plattdeut­sche Wort für Pfeifen also Holzpfeifen (Rohre). Das Ösetal überbrückten die Erbauer mittels eines Aquäduktes, wie eine Urkunde aus dem Jahre 1606 beweist. In den ersten Jahren verlegte man Holzrohre, die dann später durch Bleirohre ersetzt wurden.

Im Jahre 1731 wurde ein neues Wasserhaus gebaut; das heutige Kellergeschoss mit der alten Technik dürfte aus dieser Zeit stammen.
Das Wasser floss auf der Freiheit vor der Burg in einen Kump, von wo aus es dann auf verschiedene Zapfstellen im Städtchen verteilt wurde, wo die Bürger es schöpfen konn­ten. Außerdem wurden zwei Viehtränken vom Kump aus gespeist.

In den nachfolgenden Jahren wurden immer wieder Verbesserungen vorgenommen, doch reichten diese nicht aus, den steigenden Bedarf an Trink- und Gebrauchwasser zu decken. So blieb die Wasserversorgung über Jahrhunderte ein echtes Problem.

1860 planten die Dringenberger Stadtväter ein verbessertes Wasserwerk, welches dann um 1869 verwirklicht wurde. Doch auch diese umfangreiche Maßnahme war zur Jahr­hundertwende überholt. Im Jahre 1900 wurde die Wasserkunst samt Gebäude gründlich überholt. Die Wasserleitungsrohre verlegte man frostsicher in allen Straßen bis vor die Stadttore und auf der Freiheit entstand der erste Hochbehälter mit einem Fassungsver­mögen von 100 cbm. Diese Einrichtungen sollten dann über 60 Jahre den Wasserbedarf Dringenbergs decken.

Die neue Wasserversorgung und Renovierung der Schöpfemühle

Mitte der sechziger Jahre sannen die Verantwortlichen dann auf eine dauerhafte Ab­stellung der Wasserprobleme und Tiefenbohrungen wurden niedergebracht. Die erste nahe der Schöpfemühle, rund 724m tief, musste aufgegeben werden, da sie nicht genü­gend Wasser lieferte. Eine zweite Bohrung im »Ellern«, 38 m tief, wurde notwendig, der man einige Jahre später die dritte in der »Fiele«, 51 m tief, folgen ließ.

Nach der Inbetriebnahme der neuen Wasserversorgung geriet die alte bald in Ver­gessenheit. Die Schöpfemühle mit der alten Wasserkunst verfiel zusehends und zuletzt glich das Gebäude einem Ort wie nach einem Luftangriff. Kaum noch ein Ziegel auf dem Dach war heil, das Wasserrad total ruiniert, eine Trümmerstätte.

Im Jahre 1976 stellte die Stadt Bad Driburg Überlegungen an, das Gelände an der Schöpfemühle zu veräußern. Der Bezirksausschuss Dringenberg plädierte für einen Wiederaufbau, dieser Meinung schloss sich die Stadt Bad Driburg dann später ebenfalls an. Die Zustimmung der Stadt erreichte der Bezirksausschuss dadurch, dass er umfang­reiche Eigenleistungen beim Wiederaufbau zusagte. Die Arbeit wurde am 8. Juni 1977 aufgenommen. Bald schlossen sich weitere Bürger dieser Initiative an und so ist heute ein kulturhistorisches Gebäude erhalten geblieben, wie es in Westfalen einmalig ist.

Die Besonderheit und Bedeutung der Schöpfemühle Dringenberg kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass der Westdeutsche Rundfunk Köln in der Landesspiegel-­Sendung vom 14.10.1980 in der Sendereihe »Technische Kulturdenkmale« über die alte Dringenberger Wasserkunst berichtete.

Texte und Bilder: Karl Gehle, Dringenberg